Gute Gartengeräte für gesunde Gemüsebeete

Immer mehr direktvermarktende , heimische Bio - Vielfaltsbetriebe wollen aus ökologischen und ökonomischen Gründen auf Traktoren und erdölbetriebene Landmaschinen im Gemüsebau verzichten und suchen nach Boden - und ressourcenschonenden, nachhaltigen Alternativen, die unkompliziert funktionieren und keinen zu hohen Investitionsaufwand bedeuten. Gleichzeitig gibt es inzwischen auch innovative Firmen , die genau solche ergonomische und effiziente Kleingeräte anbieten.

 

Der Jahresschwerpunkt der HBLFA für Gartenbau Schönbrunn an der Versuchsaußenstelle Zinsenhof war 2016 der Vielfalt gärtnerischer Kleingeräte gewidmet. 150 Fachleute kamen Mitte September zum Herbstgemüsetag am Zinsenhof, um Radhacken, Flämmgeräte oder Biogabeln im Stationenbetrieb selbst auszuprobieren.

 

 

Bodenpflege statt reiner Bodenbearbeitung

Das die Bedeutung des Bodens für Pflanzenwachstum und Fruchtbarkeit gar nicht überschätzt werden kann, ist heutzutage erfreulicherweise weithin bekannt. Im internationalen "Jahr des Bodens" wurde in zahlreichen Aktionen und Publikationen auf den globalen Wert des Bodens hingewiesen. Diese Wertschätzung beginnt im Kleinen. Den Boden im eigenen Betrieb zu pflegen, bedeutet ihn nachhaltig gesund zu erhalten. Organische Düngung, Förderung des Bodenlebens und bedarfsgerechte Bewässerung zählen ebenso dazu wie Humusaufbau  und eine gesunde Fruchtfolge.

Böden können in Ihren Eigenschaften und in der Bearbeitbarkeit so verschieden sein, das es kaum möglich ist, allgemein gültige Regeln aufzustellen und Pauschalantworten zu bieten. Eine schonende Bodenbearbeitung hat folgende Aufgaben zu erfüllen: Einbringen von organischen Resten, Beikrautregulierung, Lockerung, Krümmelung, und Belüftung der obersten Bodenschicht. Nun denkt man hier sofort an Grubber, Pflug oder Spatenpflug.

Gibt es im klein strukturierten Anbau Alternativen für solche traktorangetriebene Bodenbearbeitungsgeräte ?

Doppelgrabegabel / Biogabel

Ein besonderes Bodenwerkzeug, das in diesem Zusammenhang vorgestellt werden soll, ist die sogenannte Biogabel. Mit ihren 15 - 25 cm langen Zinken sticht man in den Boden ein , kippt dann mit langem Hebel und hebt so den Boden etwas an, um den Vorgang im Abstand von 10 - 15 cm zu wiederholen. So wendet man den Boden nicht, man belüftet ihn nur. Mit ein wenig Übung kann man kleinere Gemüsebeete oder Folienhausflächen zügig und ohne große Anstrengung durcharbeiten.

Fräsen und Motorhacken

Für die einen sind sie unverzichtbarer Segen für saubere Gemüseflächen, für die anderen der Gottseibeiuns der Bodenzerstörung:die Motorfräsen und - hacken.Tatsächlich führt die häufige Anwendung zu Strukturverlust im Boden, zur Schädigung der Bodenlebewesen und zur Vermehrung von Wurzelunkräutern. Bei seichter und seltener Anwendung aber ermöglichen Fräsen auf schweren Böden eine gute Durchlüftung und eine effiziente Bekämpfung von Samenunkräutern.

Saatbeetbereitung

Für die gärtnerische Aussaat benötigen wir ein sauberes, fein vorbereitetes Gemüsebeet.

Fräsen haben außer den bereites genannten Nachteilen auch ein Problem bei feuchten Bodenbedingungen. Sie sind nur auf ausreichend abgetrockneten Beeten einsetzbar, was zu schmerzlichen Verzögerungen beim Anbau führen kann.

Anders ist die beim sogenannten "Thilter", einer Kombination aus Fräse und Bohrmaschine, der in den USA bei Johnny´s Selected Seeds angeboten wird. Er wird auch als Minifräse bezeichnet. funktioniert durch den Antrieb einer Akkubohrmaschine und bearbeitet nur wenige Zentimeter der obersten Bodenschicht, ohne störenden Lärm und Abgase, das wichtig in Folienhäusern ist. So gelingt es ein feines Saatbeet herzurichten, auch wenn es darunter noch ziemlich nass ist

Beikrautregulierung so nebenbei ?

Sie heißen jetzt Beikräuter - nicht mehr Unkräuter. So viel Korrektheit muss sein. Der Begriff der Beikrautpflege bedeutet aber sicherlich schon wieder zu viel an political correctness, denn pflegen müssen wir all jene durchsetzungsstarken, allgegenwärtigen Wildpflanzen, die unsere Gemüseschützlinge in Beet und Acker überwuchern und bedrohen, ja wirklich nicht. So einigen wir uns auf den Begriff der Beikrautregulierung und meinen damit alle Tätigkeiten ,die sie im Schranken halten.

Tatsächlich erfüllen Beikräuter aber auch wichtige ökologische Nutzfunktionen. Sie bedecken den Boden am Beet, fördern damit die Schattengare, sind Rückzugsorte für Nützlinge und bieten nicht zuletzt auch kulinarische Freuden. Denn viele von ihnen sind auch essbar.

Im klein strukturierten biologischen Gemüsebau stehen uns einige wirkungsvolle Werkzeuge zur Beikrautregulierung zur Verfügung. Manche davon sind sehr traditionell, andere wurden von innovativen Geräteherstellern neu entwickelt.

Grundsätze der Beikrautregulierung

Es gilt einige wichtige Prinzipien bei der Pflege der Biogemüseanbauflächen zu berücksichtigen, denn der Erfolg und Misserfolg liegen bei der Beikrautregulierung eng beisammen. Grundsätzlich sollten Begleitpflanzen bearbeitet werden, solange sie noch im Keimlings - oder Jugendstadium sind. So lassen sie sich mit geringen Aufwand entfernen.

Die Wahl den richtigen Werkzeuges trägt wesentlich zur Eleganz bei der betrieblichen Arbeit bei. Leider muss ich hier sagen, das es keine Wundermittel oder Patentrezepte zur Regulierung gibt. Witterung, Tageszeit der Bearbeitung und Bodenverhältnisse sind entscheidend. Bei feuchtem Wetter oder noch nicht ganz abgetrockneten Boden bemüht man sich vergebens.

Die ausgekratzten Pflänzchen wachsen unbeirrt weiter.

Andererseits bewirkt mechanische Bearbeitung ein aufbrechen der Bodenkruste. Die solcherart gelockerte, oberste Bodenschicht wirkt wie eine Isolation, die ein kapillares Aufsteigen von Wasser aus dem Untergrund verhindert und so die unproduktive Verdunstung einschränkt.

Auf sandigeren Böden tut man sich generell leichter als auf schweren, lehmigen. Überall wird uns aber ein gutes Maß an Fitness abverlangt. Neuere Geräte sind ergonomischer geformt und gebaut. Sie erlauben eine effektive Kraftübertragung , was die Arbeit spürbar erträglicher macht.

 

Ziehhacken, Kultivatoren und Striegeln

Umgangssprachlich sind sie nur als "Heindl" bekannt - die Ziehhacken, ohne die man sich mechanische Beikrautregulierung gar nicht vorstellen kann. Die Funktionsweise ist denkbar einfach und effektiv. Ein geschärftes Metallplättchen an einem Stiel befestigt, wird durch die oberste Bodenschicht gezogen, wobei eben der Grundsatz zählt :"ziehen statt hacken". Das kostet weniger Kraft.

Kultivator und Striegel funktionieren ganz ähnlich. Nur auf sandigen Böden kann man sie als Werkzeuge zur Regulierung bezeichnen. Auf schweren Böden dienen sie der Bodenlockerung und Belüftung.

 

Pendelhacken und Sternräder

Weiterentwicklungen der gewöhnlichen Ziehhacken arbeiten noch effektiver und kräfteschonender. Die Pendelhacke ist ein geniales Bodenwerkzeug, das in verschiedenen Breiten angeboten wird. Sie besteht aus einem U- förmigen Arbeitsteil, das beweglich am Werkzeugstiel aufgehängt ist. Die Pendelhacke wird ohne großen Kraftaufwand durch die Gemüsereihen gezogen.

Beim Sternrad befindet sich vorne ein Kranz von Metallsternen, die sich drehen und den Boden aufbrechen, bevor die U - förmige Schneide ähnlich wie bei der Pendelhacke durch den Boden fährt. Stoß - oder schubartige Arbeitsbewegungen ermöglichen eine Bekämpfung auch von etwas größeren Beikräutern.

Auf schweren und steinigen Böden sind Sternräder nicht gut einsetzbar

Radhacken

Radhacken kann man die am weitesten entwickelten Geräte der manuellen, mechanischen Beikrautbekämpfung bezeichnen. Sie sind eigentlich Werkzeugträger , für die es zahlreiche Anbaugeräte gibt : Pendelhacke, Striegel, Schermesser, Scheibenschar, Häufelschar, Krümmler und andere können einzeln oder in Kombinationen miteinander auf der Radhacke montiert sein.

Das Grundgerät ist ergonomisch gebaut und erlaubt mit seinen mit Griffen ausgestatteten Holmen eine effiziente Kraftübertragung. Mit Einradhacken fährt man durch die Gemüsereihen. Zweiradhackenbieten den Vorteil, das man die Gemüsereihen entlangfährt und gleichzeitig die beiden benachbarten Zwischenräume bearbeiten kann. Verbesserungsbedarf besteht unserer Erfahrung  nach, beim Wechsel der Anbaugeräte. Schnellverschlüsse würden diesen nämlich erheblich erleichtert

Thermische Beikrautregulierung

Beikräuter können auf sehr effiziente Weise auch durch Hitze zerstört werden. Dazu verbrennt man Gas aus Flaschen oder Kartuschen und lässt die bis zu 1800°C heiße

Flamme auf unerwünschte Begleitpflanzen einwirken. Es kommt zum Zerplatzen der Zellwände, das Pflanzeneiweiß denaturiert. Getroffene Beikräuter verfärben sich, die Blattstellung ändert sich. Dieses sogenannte (Ab)flämmen ist nur bei trockener , windstiller Witterung wirksam. Trotzdem ist immer darauf zu achten, das keine brennbaren Materialien in nächster Nähe gelagert werden - BRANNTGEFAHR!

Taufeuchte Beikräuter widersetzen sich der Hitze hartnäckig. In jedem Fall muß man ein langsameres Arbeitstempo wählen. Die Gasbehälter werden in Rucksäcken mitgeführt. Unbedingt sollte man sich für Leichtflaschen entscheiden, um den eigenen Rücken zu schonen.

Das Tragen von geeigneter Arbeitskleidung und festem Schuhwerk sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

Als Sonderform kann man den Infra- Weeder bezeichnen, der keine offene Flamme zeigt , sondern nur Hitze ausstrahlt.

Arbeitstiere

Die Attraktion unseres Kleingeräte Fachtages am Zinsenhof waren zweifellos die beiden Norikerstuten, die Wolfgang Ehmeier vom Verein Pferdekraft mitgebracht hatte, um vorzuführen, wie Arbeitstiere wieder im Gemüsebau eingesetzt können.In den letzten Jahren wurden von internationalen Firmen effiziente , Boden - und ressourcenschonende , neue Gerätschaften entwickelt ,die ein Pflügen, Hacken oder Striegeln zur Beikrautbekämpfung mit Pferden ermöglichen. Nachhaltig arbeitende Betriebe interessieren sich zunehmend dafür.

Bezugsquellen

Firmen und Bezugsquellen für verschieden Arbeitsgeräte finden Sie auf unserer Seite mit den Links. Mir fällt dabei jenes alte englische Sprichwort ein, das besagt:" Gute Arbeitsgeräte sind wie beste Freunde - schwer zu finden, aber wenn, dann fürs ganze Leben"